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Literatur hautnah: Der erste Südtiroler Literaturtag an der Schule

Ein Bericht der 5 ABW TFO Meran

Am 3. April 2025 fand an unserer Schule der erste Südtiroler Literaturtag statt. An diesem besonderen Vormittag nahmen die Abschlussklassen sowie eine 4. Klasse teil. Die Veranstaltung wurde von der Fachgruppe Deutsch unter Leitung von Prof. Ewald Kontschieder und der Schulbibliothek organisiert. Bekannte Vertreterinnen und Vertreter der Südtiroler Literatur, darunter Sabine Gruber, Sepp Mall, Lene Morgenstern und Matthias Schönweger, waren der Einladung gefolgt.

Südtiroler Literaturtag am RGTFO Meran. V.l. Sepp Mall, Sabine Gruber, Sigurd Paul Scheichl, Matthias Schönweger und Lene Morgenstern

Zu Beginn unternahm der ehemalige Universitätsprofessor für Literatur, Sigurd Paul Scheichl, einen Streifzug durch die Geschichte der Literatur aus Südtirol, von Oswald von Wolkenstein bis N.C. Kaser. Anschließend boten die Gäste einen kurzen Einblick in ihre literarischen Arbeiten. Sabine Gruber las einen Ausschnitt aus ihrem Roman “Stillbach oder Die Sehnsucht” sowie zwei ihrer Gedichte vor. Sepp Mall präsentierte sein sehr kritisches Gedicht mit dem provokanten Titel „Leck mich“. Matthias Schönweger beeindruckte mit einer besonderen Performance, während Lene Morgenstern einen Poetry Slam vorstellte. Im Anschluss hatten die Schüler die Möglichkeit, an “Tischen” Fragen zu stellen und mit den Autoren ins Gespräch zu kommen.

Aufmerksam horchen die Schüler Sepp Mall zu.

Der Literaturtag war für die Maturanten und Maturantinnen insgesamt eine bereichernde Erfahrung. Besonders beeindruckend waren der Poetry-Slam von Lene Morgenstern und die Performance von Matthias Schönweger. “Wir hätten nicht gedacht, dass Literatur so direkt, so lebendig und ehrlich sein kann”, sagte eine Teilnehmerin.

Lene Morgenstern hat mit ihrem Auftritt viele begeistert. Ihre Slam war kraftvoll, politisch und gleichzeitig persönlich. “Sie hat über Themen gesprochen, die uns junge Leute wirklich etwas angehen”, meint ein Maturant. Matthias Schönweger war dann nochmal ganz anders – eher schrill, provokant, ein bisschen verrückt, aber auf eine positive Art. Seine Performance war total unkonventionell, theatralisch, und dabei hat er sich immer wieder selbst und auch das Publikum auf die Schippe genommen. Das war ungewohnt, aber irgendwie auch befreiend. Er hat mit Sprache gespielt und dabei gezeigt, dass Literatur auch Spaß machen kann und nicht immer ernst und trocken sein muss.

Prof. Ewald Kontschieder, Ideator des Literturtages,
richtet Sabine Gruber das Mikrophon ein.

“Vom Südtiroler Literaturtag nehmen wir mit, dass Literatur mehr ist als Textanalyse: Dass sie ein Ventil sein kann für alles, was einen beschäftigt – Wut, Frust, Liebe, Zweifel”, sagt eine Schülerin.

Prof. Paul Scheichl mit Schuldirektor David Augscheller, links Prof.in Beatrix Reichert
und Prof.in Stefania Cavallar

Nach einer Kaffeepause in der Schulbar wurden die Schülerinnen und Schüler zum zweiten Teil der Veranstaltung in den Mehrzwecksaal gebeten. “Wir durften an einem der vier “Autorentische” Platz nehmen. An diesen Tischen hatten wir die einmalige Gelegenheit, die Autoren/-innen besser kennenzulernen. Nach 15 eindrucksvollen Minuten durften wir die Tische wechseln.  Abschließend wurden die Gäste auf das Podium gebeten, um offene Fragen zu beantworten. Die Veranstaltung endete mit großem Applaus”, berichtet die 5 ABW.

Sabine Gruber und Vizedirektor Josef Prantl
Fachgruppenleiter Ewald Kontschieder

Operation Daywork 2025: Mireya und Albert aus Cerro di Pasco zu Besuch an der Schule

Kürzlich besuchten Mireya und Albert von Red Interquorum Pasco, Menschenrechtspreisträger 2025 von Operation Daywork, unsere Schule und erzählten den Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse Bauwesen von ihrem Alltag in Cerro de Pasco, einer Stadt in den peruanischen Anden. Ihre Organisation, Red Interquorum Pasco, setzt sich aktiv für Demokratie, Menschenrechte und ökologische Nachhaltigkeit in der Region ein.

Cerro de Pasco ist geprägt durch den Bergbau, der nicht nur das Stadtbild, sondern auch das Leben der Einwohner tief beeinflusst. Die Umweltverschmutzung ist dramatisch: Trinkwasser ist nicht verfügbar, da Boden, Luft und Wasser stark mit Schwermetallen belastet sind. Laut Studien von Source International weisen 100 % der Bevölkerung Schwermetallwerte auf, die in Europa eine Notaufnahme erforderlich machen würden. Erkrankungen wie Haut- und Magen-Darm-Leiden treten fünf- bis sechsmal häufiger auf als in anderen Gemeinden, und die Lebenserwartung ist durch krebserregende Stoffe und andere Schadstoffe deutlich reduziert.

Neben den gesundheitlichen Folgen schilderten Mireya und Albert auch die politischen Herausforderungen. Viele lokale Politiker haben enge Verbindungen zur Bergbauindustrie, wodurch Umwelt- und Menschenrechtsanliegen oft ignoriert werden. Red Interquorum Pasco versucht, durch Bildungsprogramme, Protestaktionen und rechtliche Schritte Verbesserungen herbeizuführen.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich tief beeindruckt von den Berichten der beiden Gäste. Es entstand eine lebhafte Diskussion über Umweltgerechtigkeit, wirtschaftliche Abhängigkeiten und die Verantwortung von Unternehmen sowie Politik.

Durch Veranstaltungen wie diese wird deutlich, wie wichtig der globale Einsatz für Umwelt- und Menschenrechte ist. Unser herzlicher Dank gilt Mireya und Albert für ihren Besuch und ihren unermüdlichen Einsatz für eine bessere Zukunft in Cerro de Pasco.

Die Bedeutung von Technologie in der Medizin

Am Montag, den 7. April, haben die Schülerinnen und Schüler der Fachrichtung Elektronik an der TFO Meran die einmalige Gelegenheit, einen der führenden Experten der Medizintechnik persönlich zu erleben. Hubert Egger, Pionier der bionischen Prothetik, wird in seinem Vortrag Einblicke in seine bahnbrechende Forschung geben. Egger entwickelte die weltweit erste gedankengesteuerte Armprothese (2007), die fühlende Handprothese (2009) und die fühlende Beinprothese (2015), die Menschen mit Amputationen ein neues Maß an Unabhängigkeit ermöglichen. Dabei nutzt er innovative Technologien, um künstliche Gliedmaßen so natürlich wie möglich zu gestalten.

Neben seinen wissenschaftlichen Errungenschaften setzt sich Egger aktiv für die Verfügbarkeit seiner Entwicklungen ein, insbesondere für Menschen in Schwellenländern und Kriegsgebieten. Seine Initiative „Hilfe zur Selbsthilfe mit Gliedmaßenprothesen“ unterstützt amputierte Kriegsopfer in der Ukraine. Dieser Vortrag bietet die einmalige Chance, direkt von einem der führenden Köpfe in der Medizintechnik zu lernen. Alle interessierten Schüler sind herzlich eingeladen! Neben seinen wissenschaftlichen Errungenschaften setzt sich Egger aktiv für die Verfügbarkeit seiner Entwicklungen ein, insbesondere für Menschen in Schwellenländern und Kriegsgebieten. Seine Initiative „Hilfe zur Selbsthilfe mit Gliedmaßenprothesen“ unterstützt amputierte Kriegsopfer in der Ukraine. Dieser Vortrag bietet die einmalige Chance, direkt von einem der führenden Köpfe in der Medizintechnik zu lernen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Mädchen begeistern sich für Technik und Kunst

Die TFO Meran lud ihre Schülerinnen zum Tag „Mädchen und Technik“ ein

Auch wenn die Mädchen an der TFO Meran noch deutlich in der Minderheit sind, stehen sie ihren Mitschülern in nichts nach. Einmal im Schuljahr lädt die einzige technische Oberschule in Meran ihre Schülerinnen zu einem besonderen Schultag ein. Dieses Jahr ging es ins Pustertal auf den Kronplatz.

Der Berg rief nicht erst, als sich am 11. März rund 30 Schülerinnen der Technologischen Fachoberschule „Oskar von Miller“  Meran auf den Weg nach Reischach machten, um am Kronplatz besondere Einblicke in Technik und Kunst zu gewinnen. Schon im 19. Jahrhundert waren Pionierinnen der Bergfotografie wie Elizabeth Witshed Main, die sowohl Bergsteigerin als auch Fotografin war, von der Faszination der alpinen Bergwelt angezogen. Davon erzählt die aktuelle Ausstellung im LUMEN. Sie stellt weitere Alpinistinnen, Reiseschriftstellerinnen und Frauenrechtlerinnen vor und präsentiert insgesamt eine kuratorisch besonders reizvolle Form der Bergfotografie.

Stararchitektin Zaha Hadid fasziniert seit 2015 mit ihrem spektakulären Bau des Messner-Mountain-Museum (MMM) Corones, einem Alpinmuseum auf 2.275 Metern Höhe. Auch wenn Nebel das Museum einhüllte, konnten sich die Schülerinnen ein Bild von der innovativen Bauweise und dem unverwechselbaren Baustil mit seinen fließenden Linien machen. Die Ausstellung bot einen differenzierten Blick auf Alpinismus bzw. Tourismus.

Frauenpower und vor allem Durchhaltevermögen bewiesen die Schülerinnen bei den dreistündigen technischen Führungen durch die Kronplatzbahnen mit Jan Terzariol und Lukas Golser. Gebannt folgten sie den fachkundigen Erklärungen der Techniker bis in den letzten Winkel der Seilbahnanlage: Von schiffsgroßen Motoren war die Rede, von monumentalen Aggregaten, die stets einsatzbereit sind, und von Maschinenräumen, deren Wärme den Fußboden der angrenzenden Almhütte erwärmt.

Sowohl der Pioniergeist der Unternehmer als auch innovative Ideen und nachhaltige Konzepte können für junge technikinteressierte Schülerinnen ein besonderer Anreiz für die weitere Ausbildung sein. Organisiert wurde der TFO Girls Day von den Lehrerinnen Hildegard Pircher, Alexandra Holzer, Katharina Köllemann und Andrea Esser.

Zwischen Geschichte, Herausforderung und Zukunftsperspektiven

Am 24. Februar fand an unserer Schule eine Tagung zum Thema „Südtirols Autonomie: Geschichte, Gegenwart, Zukunft“ statt. Unter der Moderation von Eberhard Daum diskutierten der ehemalige Senator Oskar Peterlini, die Senatorin Julia Unterberger, der Abgeordnete Alessandro Urzì, der Senator Luigi Spagnolli sowie die Schüler Linda Siebenförcher und Alexander Kiem mit den angehenden Maturantinnen und Maturanten über die Herausforderungen und Chancen der Südtiroler Autonomie.

Die Veranstaltung begann mit einem eindrucksvollen Film, „Mit langem Atem“ von Andreas Pichler, der die bewegte Geschichte der Autonomie Südtirols dokumentiert. Der Film zeigt, wie Südtirol nach der ersten Autonomie im Jahr 1948 und den Bombenjahren der 1960er Jahre schließlich mit dem „Paket“ 1972 die zweite Autonomie erlangte. Dabei wurde deutlich, wie viel diplomatischer Einsatz und wie viele Opfer notwendig waren, um diese Errungenschaft zu sichern.

„Autonomie ist kein Geschenk, sondern ein hart erkämpftes Recht“, sagte Oskar Peterlini zu Beginn der Diskussion und erinnerte die Zuhörer daran, wie schwierig der Weg zur Autonomie gewesen war. Südtirol hatte immer wieder mit Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen zu kämpfen, die nur durch kluge Diplomatie und internationale Verhandlungen entschärft werden konnten. Die Diskussion vertiefte sich dann in den zweiten Teil der Veranstaltung: „Die Zukunft der Südtirol-Autonomie“. Dabei wurde die Frage aufgeworfen, ob die Südtiroler Autonomie heute noch zukunftsfähig ist – oder ob sie vielleicht sogar vor einer Krise steht.

„Autonomie muss weiterentwickelt werden, wir brauchen eine klare Vision für die Zukunft, die alle Menschen in Südtirol mitnimmt“, betonte Alessandro Urzì und unterstrich, dass die Autonomie kein statisches Konzept sein dürfe, sondern sich an die Veränderungen der Gesellschaft anpassen müsse. Besonders spannend war die Diskussion über die Eigenstaatlichkeitsforderungen. Urzì stellte klar, dass eine solche Forderung einen Verrat an der bereits erkämpften Autonomie darstellen würde. Ein unabhängiges Südtirol wäre ein Verrat an der Autonomie und am Staat Italien“, sagte er.

Die erste Reihe mit den Gästen, v.l. Ulrich Gamper, Luis Weis, Oskar Peterlini, Luigi Spagnolli, Alessandro Urzì, Julia Unterberger und Eberhard Daum

Die Maturanten Linda Siebenförcher und Alexander Kiem brachten die drängendste Frage auf den Punkt: „Was wird aus Südtirol, wenn wir den Blick nicht über den eigenen Tellerrand hinaus wagen?“ Senatorin Julia Unterberger wies mehrfach darauf hin, dass die Autonomie vor allem für die deutschsprachige Minderheit gedacht sei. „Die Autonomie ist ein Verfassungsrecht, das uns schützt“, erklärte Unterberger und erinnerte daran, dass das Verfassungsgericht nach der Reform von 2001 immer wieder Entscheidungen getroffen habe, die die Autonomie einschränkten.

Senator Luigi Spagnolli sprach von einer starken Europäischen Region Tirol-Südtirol-Trentino, in der die Regionen und nicht der Nationalstaat die Zukunft bestimmen würden. „Die Zukunft liegt in den Regionen, nicht im Nationalstaat“, sagte Spagnolli und betonte die Bedeutung einer vereinten europäischen Gemeinschaft, in der Südtirol eine zentrale Rolle spielen sollte.

Die Tagung endete mit der Erkenntnis, dass die Autonomie weiterhin ein dynamisches Konzept bleiben muss – eines, das sowohl die Vergangenheit  achtet als auch die Herausforderungen der Zukunft aktiv angeht. Der Vormittag bot einen tiefen Einblick in die Geschichte und die Perspektiven der Südtiroler Autonomie, ein Thema, das die Jugend Südtirols nicht vergessen sollte, wie Schuldirektor David Augscheller betonte.

Senator Luigi Spagnolli mit Algunds BM Ulrich Gamper im Gepräch