Vom Gewerbeoberschüler zum erfolgreichen Designer

Christian Zanzotti beim Vortrag

Christian Zanzotti beim Vortrag

Der ehemalige Bauwesen-Schüler Christian Zanzotti erzählte am Tag der Technik Schülern/innen der 4. und 5. Klassen von seinem Weg zum Designer. Er erhielt u.a. den 1. Preis beim Design Award 2014.

Mit seinem Carbonfahrrad „Coren“und einem E-Bike-Konzept überzeugte er die Jury. Der Malser Christian Zanzotti wurde im vergangenen Jahr vom Deutschen Rat für Formgebung als „Newcomer of the year“ ausgezeichnet-einer der höchsten Preise im Bereich der Nachwuchsförderug. Beim „Tag der offenen Tür“ kürzlich an der Technologischen Fachoberschule „Oskar von Miller“ Meran gab er den Schülern spannende Einblicke in seine Arbeit und erzählte von seinem Ausbildungsweg. Im Folgenden ein Interview des Vizedirektors mit Zanzotti.

Nach der Gewerbeoberschule in Meran (heute TFO hast du in München Industriedesign. Was ist darunter zu verstehen?

Das Studium befasst sich mit dem Entwurf und der Gestaltung von Produkten unterschiedlichster Art wie z.B. Haushaltsgeräte, Fahrzeuge, Möbel, Sportartikel sowie Maschinen und Anlagen. Während man in den ersten Semestern Basics wie Darstellungstechniken, Ergonomie und Materialkunde erlernt, taucht man ab dem dritten Semester in die Praxisbezogene Anwendung von Designprozessen ein. Dabei werden Produkte nicht nur nach ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet, sondern erfüllen gleichzeitig funktionale, wirtschaftliche und moralische Anforderungen.

Du wurdest im vergangenen Jahr als „Newcomer of the Year 2014“ ausgezeichnet. Wie konntest du als Südtiroler unter 150 Bewerbern die Konkurrenz hinter dich lassen?

Die Jury des Rat für Formgebung besteht aus 20 hochkarätigen Designern aus den unterschiedlichsten Disziplinen. Sie orientierten sich in ihrer Bewertung unter anderem an Kriterien wie Authentizität, Innovationsgrad, Funktionalität und Langlebigkeit. Letztendlich hat mein Gesamtpaket überzeugt. Vor allem die Kombination aus einzigartiger Formgestaltung und hochtechnischer Herstellungstechnik in Leichtbauweise waren dabei auschlaggebend. Des Weiteren wurden die Vielfalt meiner Arbeiten und die damit verbundenen Gestaltungsprozesse prämiert.

Inwieweit kam und kommt dir in deinem Beruf die technische Ausbildung an der ehemaligen Gewerbeoberschule zugute?

Grundlage eines Industriedesigners ist ein gutes technisches Verständnis, die Basis dafür wurde mir bereits in der Gewerbeoberschule beigebracht. In den meisten meiner Projekten arbeite ich sehr eng mit Ingenieuren und Entwicklern aus den unterschiedlichen Bereichen zusammen. Dabei ist eine unmissverständliche Kommunikation unerlässlich. So wie der Designer ein Verständnis von Technik und Herstellungsverfahren besitzen sollte, muss ein guter Ingenieur Gestaltungsprinzipien verstehen. Dies ist eine Voraussetzung für eine innovative und ästhetische Produktentwicklung.

Wann und warum hast du beschlossen, Designer zu werden?

Gleich nach der Matura habe ich ein Bauingenieurstudium an der TU Innsbruck begonnen.

Nach einem ersten, sehr theorielastigen Semester, sollten wir im Zweiten eigene Projekte entwerfen und anschließend auf Statik berechnen. Mit diesen Übungen habe ich meine Stärken im Entwurf entdeckt, so dass ich kurze Zeit später das Studium abgebrochen, und mich nach kreativen Studiengängen umgesehen habe.

Vielen Jugendlichen fällt die Schul- und Studienwahl oft schwer. Was würdest du diesen raten?

Laut unserem Schulsystem müssen Schüler relativ früh entscheiden in welche Richtung sie später studieren bzw. arbeiten wollen, ohne oft genau zu wissen was sie dabei erwartet.

Im Idealfall entdeckt man früher oder später eine Begabung in sich, eine Disziplin die leicht von der Hand geht. Diesem nachzugehen würde ich jedem raten. Nur wenn man für eine Sache brennt, bringt man langfristig die Energie auf um die spätere Berufung zu meistern.

Woran arbeitest du im Moment und welche Pläne hast du für die Zukunft?

Im Studio laufen gerade um die 10 Projekte gleichzeitig. Die Aufgeben sind sehr unterschiedlich: z.B.Möbel, Interiordesign, Hi-Fi Komponenten, Fahrzeugbauteile und ein zweirädriges Vehikel stehen auf der Agenda. Zu den Auftraggeber zählen Start Ups, Mittelständische Unternehmen sowie internationale Konzerne. Je nach Auftrag dauert der Designprozess ()wenige Monate, bei technologisch komplexen Themen sogar manchmal mehrere Jahre. Im April werde ich in ein größeres Studio ziehen und mit mehr Platz ins neue Jahr starten.

Vielen Dank für das Gespräch!

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