Archive for Oktober 2023

Auf architektonische Stippvisite nach Mailand

Im “San Siro” oder Meazza-Stadion

Die Lehrfahrt “Piazze Italiane” führte in diesem Schuljahr die zwei dritten Bauwesenklassen in die lombardische Kapitale Mailand. Trotz schlechter Prognosen – u.a. war Zugstreik angesagt und schlechtes Wetter – wurde die Reise zu einem Erlebnis, bei dem fast alles nahtlos funktioniert hat.
Entspannt verlief die Zugfahrt in der “Freccia” zunächst von Bozen nach Mailand. Anschließend erwartete die Klassen allerdings ein dichtes Programm mit nur kurzer Mittagpause.

Hauptbahnhof Garibaldi mit 120 Mio assagiere im Jahr. Wir waren schlappe 41 davon!

Am Beginn stand natürlich der Hauptbahnhof selbst und dann das berüchtigte “Binario 21” (früher Gleis 1) direkt am Zuggelände, von wo aus die deutsche Besetzungsmacht zwischen Herbst 1943 und 1945 ihre Häftlinge in Richtung Konzentrationslager verfrachtete (wortwörtlich). Die Klassen besuchten mit Führung das Museum und sahen beeindruckt die Viehwagone, mit denen viel hundert Menschen deportiert worden waren. Fast niemand hat überlebt.

Von hier aus ging es 1944 bis 1945 auch ins Durchgangslager Bozen und weiter in die KZ des Nordens

Beim Pirelli-Turm vorbeimarschierend ging’s dann schon zur Führung im Meazza-Stadion, das wegen einer U-Bahn-Unterbrechung nur über Umwegen und verspätet erreicht wurde. Das Stadion beeindruckt durch seine Größe, aber weniger wegen seiner Ästhetik und Architektur. Viele waren enttäuscht von den “normalen” Umkleidekabinen der Milan- und Intermannschaft.

Auf dem Weg ins Hotel nahm die Reisegruppe noch die drei beeindruckenden Hochhäuser im alten Messegelände mit, heute CityLife genannt und von den drei bekannten Architekt*innen Zaha HadidArata Isozaki und Daniel Libeskind entworfen. Das Gelände mit interessanten modernen Wohnhäusern und einem großzügigen Park ist nach Verzögerungen erst 2020 fertiggestellt worden.

Im CityLife-Gelände, auf dem bis in die 2000er Jahre die ehemalige Messe Mailands stand.
Da der angekündigte Regen auf sich warten ließ, war der Besuch der neuen durch seine kurvigen Grundrisse bestechenden Bocconi-Universität möglich, die 2019 eröffnet worden ist.
Die „Navigli“, die alten Mailänder Transport- und Handelskanäle, waren nicht weit und so sah auch der Rest der Reisegruppe diese. Im Anschluss ging es dann ins Herz der Finanz- und Modemetropole.
Auf dem Programm standen die Galleria Vittorio Emanuele II und ein Aufstieg auf das Dach des berühmten gotischen Doms. Die meisten Sehenswürdigkeiten wurden von einem kurzen Referat der Schüler*innen begleitet. Der Rundblick vom Dom war für viele ein Höhepunkt der Fahrt.

Nach kleineren Regenfällen klarte es sogar noch auf. So konnten der berühmte „Bosco Verticale“ und die Zone des Unicredit-Towers besucht werden. Dieser ist das höchste Gebäude Mailands. Auf der Rückseite des Gebäudes öffnet sich Bahnhof Milano Porta Garibaldi. Der Unicredit-Turm wurde vom argentinischen Architekten César Pelli entworfen und 2012 eröffnet. Die Anlage ist Teil der Entwicklung des Stadtviertels Porta Nuova und bietet neue Stadtplätze. 

Im Hintergrund der Unicredit-Turm mit über 231 Metern Höhe bis zur Spitze.

Dort machte die Gruppe eine längere Mittagspause. Dann war es Zeit, um sich wieder in Richtung Hauptbahnhof aufzumachen.
Für viele war es die erste Begegnung mit der norditalienischen Großstadt. Dementsprechend waren einige Schüler*innen schon einmal von dem Menschen-Gewimmel und der Hektik in der U-Bahn beeindruckt, wenn nicht sogar verwirrt. Insgesamt war es laut Feedback eine lohnende Reise mit vielen Eindrücken und der Möglichkeit, die eigenen Klassenkamerad*innen und jene der Parallelklasse besser kennenzulernen. Auf der Rückfahrt gab es dann wieder viel Zeit für ein gutes „Watterle“, das beliebteste Offline-Spiel derzeit!

Mitarbeiterin Doris sagt Adieu

Im Förstlerhof ist im Frühherbst unsere langjährige Bürokraft Doris nach dem formellen Abschied zu Schulbeginn auch noch freundschaftlich in die Pension verabschiedet worden. Die allseits geschätzte Mitarbeiterin ist nach vielen Jahren im Büro der TFO in den Ruhestand getreten. Dieser ist allerdings bewegt, hielt er doch zum Zeitpunkt der Feier schon viele Beschäftigungen bereit; der kulturell interessierten Doris wird bestimmt nicht langweilig werden.
Zum Fest gab es ein großes Hallo mit prominenten Gästen wie dem bekannten Gitarristen und Sänger Louis White, der für Doris ein Ständchen gab. Ein eigenes Festlied war von Heidemarie Unterholzner verfasst worden, und Dietmar Holzner spielte noch auf der Steirischen zum Tanz auf.
Höhepunkt des Abends war – neben dem leckeren Essen und der angenehmen Unterhaltung – der Walzer, zu dem der Direktor seine ehemalige Mitarbeiterin aufforderte. Zur Feier waren viele Lehrpersonen gekommen, um sich persönlich von der langjährigen Weggefährtin zu verabschieden.
Die Schulgemeinschaft schickt ein großes und herzliches Dankeschön für die fruchtbare Zusammenarbeit hinterher.

Die verdrängte Schuld – “L’armadio – Die Schande”

Einer ungewöhnlichen Theateraufführung wohnten vor einigen Tagen die Schüler der Klasse 5 ABW bei. Es war zweisprachig in Deutsch (plus Dialekt) und Italienisch angelegt und beschäftigte sich mit der verdrängten Aufarbeitung der NS-Geschichte nach dem 2. Weltkrieg. Das Stück mit dem Namen “L’armadio – Die Schande” von Flora Sarrubbo war als Zusammenarbeit von Theater in der Altstadt und Controtempo Teatro aus Bozen auch als Schüleraufführung gezeigt worden.
Mit dem Auftritt von historischen und fiktiven Personen sprang die Handlung immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit zwischen 1943 und beginnendem Kalten Krieg. Eine Frau recherchiert in alten Akten im „Armadio della vergogna“ – unter diesem Namen ist der Schrank bekannt – und lässt während der Lektüre wie vor ihrem inneren Auge die Figuren entstehen bzw. auftreten, darunter sowohl Täter wie Opfer.
Das Stück geht auf eine historische Begebenheit zurück, und zwar auf einen Schrank, der über Jahrzehnte verschwunden war und in den 90er Jahren in Rom wieder auftauchte. Die liegen gebliebenen tausenden Fälle von Verbrechen haben auch mit dem Durchgangslager in Bozen und Südtiroler*innen zu tun.
Die Schüler hatten am Ende bei einer Feedbackrunde mit ihrem Lehrer Ewald Kontschieder etwas zufällig noch Gelegenheit mit Theaterleiterin und Schauspielerin Johanna Porcheddu sowie den Schaupieler*innen Diletta La Rosa und Paolo Tosin zu diskutieren. Die Theaterleiterin war über die von Seiten unserer Schüler durchwegs positiven Rückmeldungen zum anspruchsvollen Stück höchst erfreut.
Das Stück ist eine wertvolle Beschäftigung mit der Zeitgeschichte und schärft die Sinne für Ungerechtigkeiten.
Hinweis: Das Stück läuft noch bis 27.10. im Theater in der Altstadt in Meran.

Emil Bertrand Mair (5 BEL) Bronze bei der Informatik-Olympiade in Bergamo

Emil Mair mit Mitstreiter David und Begleiter in Bergamo

Bei der nationalen Informatikolympiade in Bergamo ging es vergangenen Freitag heiß her. Die qualifizierten Schüler und Schülerinnen aus ganz Italien haben es im Laufe des vergangenen Schuljahres geschafft, sich gegen über 10.000 Konkurrent*innen durchzusetzen und einen von 105 Plätzen in Bergamo zu ergattern. Darunter war auch Emil Mair aus der 5BEL, der sich mit den Siegen von Schul- und Regionalausscheidung das Ticket sicherte. Begleitet haben ihn Mitstreiter David von der TFO Brixen und Landeskoordinator Karl Lunger.
Fünf Stunden wurde um jeden Punkt von vier kniffeligen Aufgaben gekämpft, und die Südtiroler Division konnte Erfolge einfahren: Mit jeweils 177 und 194 Punkten haben es Emil und David geschafft, eine Bronze- und Silbermedaille zu gewinnen.
Nach dem Wettkampf herrschte reger Austausch wwischen den Teilnehmer*innen verschiedenster Regionen. Allen Schülern und Schülerinnen wurde zusätzlich ein Kultur-Trip durch Bergamo, der italienischen Kulturhauptstadt des Jahres, geboten.

Begegnung mit dem Comiczeichner Reinhard Kleist – Berührende Lebensgeschichten

Egon Schiele habe ihn beeinflusst. Durch die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut kommt er in ferne Länder, z.B. in den Irak. Reinhard Kleist ist kein Schriftsteller im klassischen Sinn. Er zeichnet Comics, von Menschen und ihren Schicksalen, zeichnet Lebensgeschichten in Tusche wie z.B. die von Fidel Castro, David Bowie oder Samia Yusuf Omar. Die tragische Geschichte der äthiopischen Sportlerin Samia stellte Reinhard Kleist bei seiner Begegnung mit Schülerinnen und Schülern der TFO kürzlich dann auch ausführlich vor.

Er berichtete den Schülern, wie er vorgeht, bis eines seiner Bücher in den Druck kommt. Die sogenannten Graphic Novels kommen aus den USA, erfreuen sich seit einiger Zeit aber auch bei uns großer Beliebtheit. Die Geschichte von Samir Yusuf Omar ist besonders ergreifend. Das Mädchen wurde durch die Teilnahme an der Olympischen Spielen in Peking bekannt. Damals lief sie in einfachen Schuhen und im schlichten Sportdress vor den Augen der Welt. Sie ertrank Jahre später bei ihrem Versuch, Europa zu erreichen im Mittelmeer. Reinhard Kleist lebt heute in Berlin und kann Geschichten nicht nur erzählen, er zeichnet sie eindrucksvoll. Bibliotheksleiter Ewald Kontschieder dankte dem Verband für Bibliotheken, der die Begegnung ermöglicht hat.